Obgleich das digitale Zeitalter als Synonym für eine rasante Informationsverbreitung steht, dominiert die Flüchtigkeit der Aufbewahrung von Information die Angst unser kulturelles Erbe in Form von Dokumenten, Schriften und Bildern nicht für zukünftige Generationen zu bewahren. Aber bedeutet der mediale Aufbruch unweigerlich den Verlust unserer geschriebenen Geschichte, jene Errungenschaften einer alphabetisierten Gesellschaft? Das Internet entwickelt sich zu einem virtuellen, konstruierten geschichtlichen Ort unüberschaubaren Wissens, das nur durch eine selbst auferlegte Ordnung lesbar bleibt. Gleichsam entstehen so einander widersprechende Wissensbereiche, die mit einander verknüpft werden. Hier verliert Lyotards große Erzählung ihre Funktion und wird durch austauschbare kleine Erzählungen ersetzt. Womöglich ein Verlust von Geschichte wie wir sie kennen, aber auch eine Neuverknüpfung, ein In-Beziehung-Setzen von Bedeutungen, die den Kanon der Geschichte in ihre eigene Medienwirklichkeit übersetzen.
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